Mehrsprachigkeit im Bild

Mehrsprachigkeit im Bild

  • Posted by Björn Maurer
  • On 20. Januar 2016

Gedichte visuell übersetzen

von Melanie Beer, Katja Holdorf
Zeitbudget: > 45 Minuten
Schwerpunkte: NUR Film
Sprachkenntnisse: Grundkenntnisse
Mehrsprachig: Ja
Gruppengröße: Ab 2 Personen

Lernziele

  • Text in Bildern ausdrücken
  • Bildsprache als sprachübergreifend erfahren
  • Verknüpfungspunkte der Erstsprache mit der Zweitsprache erkennen und erfahren
  • Wortschatzerweiterung

Überblick

Die Teilnehmenden dürfen ein Gedicht in ihrer Erstsprache wählen oder es selbst schreiben. Dann bekommen sie den Auftrag, ihr Gedicht in Bildern oder als Film so darzustellen, dass es auch von anderen Personen, die nicht dieselbe Sprache sprechen, verstanden werden kann. In Gruppen können die Teilnehmenden nun prüfen, ob sie den Inhalt des Gedichts richtig verstanden haben und es zusammen in ihre gemeinsame Sprache (Deutsch) übersetzen.

Voraussetzungen:

keine sprachlichen Voraussetzungen nötig, da die Aufgabe zunächst in der Erstsprache umgesetzt werden soll

Materialien:

Kamera oder Handy bzw. Tablet; wenn möglich Laptop mit Schnittprogramm; wenn möglich Aufnahmegerät (z.B. auch App auf dem Handy) oder externes Mikrofon, Beamer und Laptop zur Präsentation

Vorbereitungen:

Keine

Ablauf

Die Teilnehmenden werden nach ihrer Erstsprache in Kleingruppen aufgeteilt oder arbeiten alleine und bekommen den Auftrag: “Wählt ein Gedicht aus oder schreibt selbst ein Gedicht. Stellt es in Bildern oder Film so dar, dass man es auch ohne den Text verstehen kann.” Der Arbeitsauftrag kann durch ein Videobeispiel verdeutlicht werden. Bei Teilnehmenden, die noch über keinerlei Sprachkenntnisse in ihrer Zweitsprache Deutsch verfügen, kann auch das Videobeispiel den Arbeitsauftrag ersetzen.

Nachdem sich die Teilnehmenden für ein Gedicht entschieden oder es selbst geschrieben und nach ihren Vorstellungen überarbeitet haben, müssen sie sich überlegen, wie sie es audiovisuell am besten darstellen können, damit es auch ohne Text von den übrigen Gruppenmitgliedern verstanden werden kann.

Tipp

Für das Auswählen oder eigenständige Schreiben eines Gedichts und für die Phase der Ideenfindung muss einige Zeit eingeplant und die Möglichkeit für Testläufe gegeben werden. Bei den technischen Möglichkeiten und der Umsetzung kann auch auf die Expertise einzelner Teilnehmer/innen aus der Gesamtgruppe zurückgegriffen werden. Hier gilt: Die Aufgabe kann ganz einfach und mit wenig technischem Aufwand gelöst werden. Die Teilnehmenden sollten ihr Know-how (auch technisch) einbringen können und die Möglichkeit haben, das Gedicht auch aufwändiger zu gestalten. Somit bietet die Aufgabenstellung auch hier weitere Differenzierungsmöglichkeiten.

Dabei haben sie die Wahl zwischen Film oder Fotos und können sich überlegen, ob sie das Gedicht mit passenden Geräuschen unterlegen möchten.

Anschließend folgt die Präsentation der Ergebnisse im Plenum.

  1. Audioaufnahme des Gedichts in der Erstsprache oder Vorlesen des Gedichts in der Erstsprache
    Reflexion:
    “Hat jemand schon eine Idee, von was das Gedicht handelt?”
    Hier kann auf Sprachverwandschaften (zum Beispiel: Spanisch und Italienisch) und auf Ausdrucksweisen der Stimme (traurig, fröhlich, aufgebracht…) eingegangen werden.
  2. Bildliche oder filmische Darstellung des Gedichts möglicherweise mit Geräuschen unterlegt (ohne gesprochenes Gedicht)
    Reflexion:
    “Was habt ihr gesehen?”
    “Haben sich eure Vermutungen bestätigt?”
    “Um was geht es nun in diesem Gedicht?”
  3. Bildliche oder filmische Darstellung des Gedichts möglicherweise mit Geräuschen unterlegt. Passend zu den Bildern sollte die Audioaufnahme des gesprochenen Gedichts in der Erstsprache abgespielt oder das Gedicht in der Erstsprache vorgelesen werden.

Anschließend folgt noch eine Abschlussreflexion, bei der noch bestehende Unklarheiten geklärt werden können. Nachdem alle Teilnehmenden ihre Gedichte präsentiert haben, können Kleingruppen oder Tandems gebildet werden, um die Gedichte mit Hilfe der Filme und Bilder gemeinsam ins Deutsche zu übersetzen. Dabei ist es wichtig, dass bei jeder Übersetzungsgruppe immer mindestens eine Person dabei ist, deren Gedicht übersetzt wird. Die Teilnehmenden können hier auch mit Wörterbüchern oder Übersetzungsapps arbeiten.

Varianten

Verschiedene Erweiterungen und Variationen, die eine geplante Wortschatzerweiterung und das generative Schreiben miteinbeziehen, werden im Handbuch erscheinen.

Bezüge zur Sprachförderung

Kompetenzfelder

Wortschatz

Wortschatz: Die Wortschatzerweiterung erfolgt bei dieser Übung in Verbindung mit der jeweiligen Erstsprache - allerdings ungesteuert und damit nicht vorhersehbar.

mehrsprachig

Mehrsprachigkeit: Bei dieser Übung wird von der jeweiligen Erstsprache ausgegangen, wodurch die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit haben an ihre Fähigkeiten, die sie in ihrer erstsprachlichen Sozialisation und Unterricht gesammelt haben, anzuknüpfen und diese mit ihrer Zweitsprache Deutsch zu verbinden. Dadurch eignet sich diese Übung auch hervorragend für Sprachanfänger/innen und kann gleichzeitig an jegliche Altersstufen angepasst werden.

Bezüge Film- und Theaterpädagogik

Dramaturgie

Plot

Plot: Die Herausforderung, ein Gedicht bzw. eine Handlung rein über die Bildsprache zu erzählen, ist zunächst eine Frage des dramaturgischen Arrangements: Welche Szenen bzw. Bilder werden gezeigt um die Geschichte darzustellen und wie werden diese aneinander gereiht?

Filmgestaltung

Bildkomposition
Montage

Montage: Hier lässt sichauch die Montage üben:, welche technische Ausdifferenzierung der Übung muss gewählt werden?. Bei der Frage “Welche technische Ausdifferenzierung muss bei der Übung gewählt werden?” lässt sich die Montage üben. Auch das Aneinanderreihen von Standbildern gemeinsam mit der auditiven Ebene stellt eine Übung für die Montagekonzepte dar.

Bildkomposition: Auch wenn es hier nur um Standbilder oder kurze Einstellungen geht, spielen die visuellen Gestaltungsmittel eine Rolle. Bei jedem einzelnen Bild setzen sich die Teilnehmenden induktiv mit dem Bildausschnitt, der Perspektive und der Anordnung im Bild und untersuchen diese auf Passgenauigkeit zur entsprechenden Handlung.

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