Kooperatives Storytelling
- Posted by Björn Maurer
- On 15. November 2016
Kettengeschichten mit dem Tablet
von Michael Dostler, Björn Maurer
Zeitbudget: | > 45 Minuten |
---|---|
Schwerpunkte: | NUR Film |
Sprachkenntnisse: | Grundkenntnisse |
Mehrsprachig: | Ja |
Gruppengröße: | 4 bis 12 Personen |
Lernziele
- einfache Geschichten in einem lustvollen Format entwickeln
- sich selbst beim Sprechen filmen und reflektieren
- konzentriert zuhören und verstehen
- Spontane Sprech- bzw. Erzählversuche wagen
Überblick
Die Teilnehmenden entwickeln zeitgleich mehrere Geschichten nach dem Prinzip der «Kettengeschichte». Sie bekommen ein Tablet oder Smartphone und nutzen die Videoaufnahmefunktion, um den ersten Satz der Geschichte einzusprechen. Die Geräte werden an die Nachbarn weitergereicht und der Vorgang wird wiederholt. Am Ende können die Videokettengeschichten im Plenum angeschaut werden.
Voraussetzungen: |
Keine |
---|---|
Materialien: |
1 Tablet / Smartphone pro Tandem, Videobearbeitungsapp (z. B. iMovie oder PowerDirector) |
Vorbereitungen: |
Keine |
Ablauf
Hinweis
Tandems können sich sprachlich gegenseitig unterstützen. Daher ist auf eine sprachlich heterogene Zusammensetzung zu achten.
1. Schritt – Auftrag und Technik erklären
Die Lernenden bilden einen Kreis. Immer zwei zusammen erhalten ein Tablet (oder Smartphone) und einen Kopfhörer. Die pädagogische Begleitung öffnet die Videobearbeitungsapp «iMovie» (iOS) bzw. «PowerDirector» (android) und zeigt durch Vormachen, wie das Format «Kettengeschichte» funktioniert:
Ein Teilnehmer / eine Teilnehmerin filmt die pädagogische Begleitung dabei, wie sie einen Anfangssatz für eine Geschichte in die Kamera sagt (mit der integrierten Videokamerafunktion der Videobearbeitungsapp). Die Aufnahme erscheint im Schnittfenster der Videoapp und wird dort abgespielt. Am Ende stoppt die Aufnahme und ein Anschlussvideo kann aufgenommen werden. Im Anschlussvideo sagt wenn möglich ein Teilnehmer / eine Teilnehmerin den nächsten Satz der Geschichte.
Hinweis
Im Idealfall können sie dafür den Raum verlassen oder sich so verteilen, dass sie sich gegenseitig nicht stören (vor allem durch Geräusche).
Die Teilnehmenden sollen nun in 2er-Teams den ersten Satz einer Geschichte aufnehmen. Der Satz soll gesprochen und die sprechende Person im Bild sein. Sie haben für den Auftrag 5-10 Minuten Zeit (je nach sprachlicher Vorerfahrung).
2. Schritt – Weitere Sätze aufnehmen / Geschichte entstehen lassen
Alle Tandems tauschen ihre Geräte aus und schauen sich den Anfangssatz der anderen Gruppe an. Inhaltlich dazu passend sprechen sie nun den nächsten Satz ein.
Hinweis
Teilnehmende, die Sprachanfänger/innen sind, können ihren Satz auch in der Erstsprache aufnehmen. Anschließend sollten die Passagen in der Erstsprache anschliessend auf Deutsch untertitelt werden, mit Unterstützung von Teilnehmer/innen, die bereits über fortgeschrittene Kenntnisse im Deutschen verfügen.
Nach fünf bis sechs Durchgängen gibt die pädagogische Begleitung ein Signal und die Geräte kehren wieder zu dem Tandem zurück, von dem aus sie gestartet sind.
Bei unerfahrenen Teilnehmenden kann die Videokettengeschichte zunächst gemeinsam im Plenum mit einem Gerät entwickelt werden. Die pädagogische Begleitung sollte dafür Sorge tragen, dass alle Teilnehmenden dabei zu Wort kommen.
3. Schritt – Erzählungen reflektieren
Nun betrachten alle, wie sich die eigene Geschichte entwickelt hat. Je nach Gruppengröße bieten sich im Anschluss daran mehrere Möglichkeiten zur Reflexion. Es können einzelne Geschichten der gesamten Gruppe vorgeführt werden und dann über die Erfahrungen während der Kreativphase gesprochen werden. Alternativ kann man die Gesamtgruppe auch in Kleingruppen zusammenkommen lassen, sodass immer 3-4 Lernende sich untereinander über die Erfahrungen austauschen.
Varianten
Bei der traditionellen Kettengeschichten-Variante schaut sich das Folgeteam jeweils nur den letzten Videobeitrag an. Dadurch entstehen in der Regel groteske und lustige Non-Sense-Geschichten.
Bei der kollaborativen Kettengeschichte dürfen die Tandems sich jeweils die gesamte bereits eingesprochene Geschichte anschauen. Dadurch werden die Geschichten logischer aufgebaut aber die Teilnehmenden müssen den gesamten Text-Sinn verstanden haben.
Wenn die Übung einmal durchgeführt wurde, kann sie problemlos immer wieder aufgegriffen werden, da sich die Struktur recht schnell erschließt. So eignet sie sich also auch als wiederkehrende Kreativübung, die stets unter einen bestimmten thematischen Schwerpunkt gestellt werden kann.
Bezüge zur Sprachförderung
Kompetenzfelder
Sprechfertigkeit: Die Übung ist ein herausfordernder Sprechanlass, da die Sprechversuche mit Video aufgenommen werden. Daher ist die Tandem-Aufteilung wichtig, so dass die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden kann. Durch die repetitive Form der Kettengeschichte gelingt es häufig, Teilnehmende mit Sprechhemmungen zu Sprachäusserungen zu motivieren. Monologisches Sprechen kann geübt werden.
Hörverständnis: Insbesondere bei kollaborativen Kettengeschichte ist der Prozess des Hör-Verstehens zentral, da sich der eigene Satz inhaltlich auf die vorangegangenen Sätze der anderen beziehen muss.
Grammatik: Das Geschichten erzählen orientiert sich am Prinzip der konzeptionellen Schriftlichkeit, d.h. eine gewisse Orientierung an syntaktischen Konventionen der deutschen Sprache ist erforderlich.
Wortschatz: Der konkrete Wortschatz ist schwer zu antizipieren, da es sich um eine kreative Übung handelt. Es geht auch weniger um das Erlernen neuer Wörter, sondern viel stärker um das Festigen und Anwenden des vorhandenen Wortschatzes. So können beispielsweise Wörter, die bei einzelnen Kindern und Jugendlichen bisher nur im passiven Wortschatz waren, in den aktiven übergehen.
mehrsprachig
Entsprechend des Sprachstands können die Lernenden ihre Videobeiträge zur Geschichte auch in der Erstsprache gestalten (plus Untertitelung).
Bezüge Film- und Theaterpädagogik
Dramaturgie
Geschichten entwickeln: Das Kettengeschichtenformat ist eine spielerische Methode zur Geschichtenentwicklung. Nicht selten werden hier Ideen für Storys generiert, die später z. B. bei einer Verfilmung wieder aufgegriffen werden können.
0 Comments