Jeder kann mitreden

Jeder kann mitreden

  • Posted by Björn Maurer
  • On 27. März 2017

Wir unterhalten uns in der Gromolosprache

von Mirona Stanescu
Zeitbudget: 10 – 45 Minuten
Schwerpunkte: NUR Theater
Sprachkenntnisse: Grundkenntnisse
Mehrsprachig: Ja
Gruppengröße: Ab 5 Personen

Lernziele

  • Förderung der Improvisationsfähigkeit
  • Freie Unterhaltung in einer Fantasiesprache
  • Bewusster Einsatz der Körpersprache, Gestik und Mimik beim Sprechen
  • Sensibilisierung für die verschiedenen stimmlichen Möglichkeiten des eigenen Körpers

Überblick

Die Spielenden überreichen sich gegenseitig unsichtbare Gegenstände und geben diesen einen Namen in einer Fantasiesprache. Am Anfang werden einsilbige Wörter in Gromolo genannt, um am Ende der Übung einen ganzen Vortrag in dieser Fantasiesprache zu halten.

Voraussetzungen:

Keine

Materialien:

Keine

Vorbereitungen:

Keine

Ablauf

Hinweis

Der Begriff «Gromolo» bezeichnet im theaterpädagogischen Kontext das Anwenden/Sprechen einer Fantasiesprache. Diese kann vollkommen unterschiedlich ausgeprägt sein. Erfahrenere Gruppen schaffen es, sich auf den «Dialekt» der Mitspielenden einzulassen, sodass es wirkt, als würde alle gemeinsam eine seltsame Fremdsprache sprechen.

  1. Teil

Die Teilnehmenden stehen im Kreis.
Sie geben sich einen unsichtbaren Gegenstand im Kreis herum. Beim Überreichen des Gegenstandes müssen diejenigen, die den Gegenstand weitergeben, erklären, um welchen Gegenstand es sich handelt. Hierfür verwenden sie ein einsilbiges sinnloses Wort (z. B. Hap, Tschu usw.). Diejenigen, die den Gegenstand empfangen, wiederholen das Wort. Nun verwandelt sich das imaginäre Objekt in ein ein neues, das gleichermaßen mit einem  Nonsens-Wort weitergereicht wird. Wichtig dabei ist, dass die Spielenden die Form, Größe und das Gewicht des Gegenstands klar darstellen, sowohl beim Geben als auch beim Nehmen.

In einer nächsten Runde besteht der Name des Gegenstandes aus zwei, anschließend aus drei Silben.

  1. Teil

Im nächsten Teil der Übung laufen alle Spielenden mit einem imaginären Gegenstand durch den Raum. Wenn sie auf jemanden treffen, schenken sie dem Gegenüber den eigenen Gegenstand und erklären dabei in Gromolo, wozu dieser Gegenstand dient. Diejenigen, die den Gegenstand erhalten, bedanken sich und schenken dem Gegenüber im Gegenzug das eigene Objekt. Mit dem neuen Objekt gehen sie nun weiter und versuchen jemanden zu finden, dem sie dieses wiederum weitergeben können.

  1. Teil

Der Höhepunkt der Übung besteht darin, einen Vortrag in der Gromolo-Sprache zu halten. Dafür werden drei Spielende benötigt:

  1. Den Experten / die Expertin, der/die ausschließlich Gromolo spricht,
  2. Die Arme des/der Experten / Expertin,
  3. Den Moderator / die Moderatorin, der/die den Expert/innenvortrag übersetzt.

Tipp

Die Spielenden, mit besseren Deutschkenntnissen, können die «Moderatoren» sein, während die Teilnehmenden, die wenigere Deutschkenntnisse haben, können die «Experten» bzw. die «Arme» des Experten spielen.

Die vortragende Person (1) sitzt am besten auf einen Stuhl ohne Rückenlehne und verschränkt ihre Arme hinter dem Rücken, während eine andere Person (2), sich so gut wie möglich dahinten versteckt und die Arme nach vorne zwischen den Armen des Experten/der Expertin nach vorner streckt. Das Publikum gibt ein Thema vor, zu dem der Experte oder die Expertin einen Vortrag in Gromolo hält. Die Person, die die Arme darstellt, muss parallel dazu gestikulieren. Der Moderator bzw. Die Moderatorin muss den Vortrag ins Deutsche übersetzen und darf, selbstverständlich ebenfalls in Gromolo,  Rückfragen stellen.

Varianten

Wenn der Fokus darauf liegen soll, dass die Teilnehmenden sich auf die Mitspielenden einlassen und deren Sprechimpulse und «Dialekte» aufnehmen, kann in den Einstiegsübungen die Vorgabe gemacht werden, dass sich die «Beschenkten» in Gromolo bedanken oder ein kurzes Gespräch improvisieren. Hierbei können auch verschiedene Emotionen eingesetzt werden.

Hinweis

Ein Schnittbild ist eine kontextbezogene Aufnahme, die die Montage unterschiedlicher Einstellungen und Gesprächsteile erleichtert.

Das Expertengespräch kann auch als Filmübung eingesetzt werden. Hierbei geht es schwerpunktmäßig um die Auflösung von Dialogen oder auch die Inszenierung einer Talkrunde. Besonders die Aufnahme der fremden Arme im Detail bietet hier einen interessanten Ansatzpunkt für das Thema “Schnittbilder”.

Bezüge zur Sprachförderung

Kompetenzfelder

Sprechfertigkeit

Sprechfertigkeit:
Die Übung erlaubt einen spielerischen Umgang mit Lauten und Silben. In dieser Sprache ohne Regeln können die Teilnehmenden Sprechhemmungen abbauen, was für den aktiven Einsatz einer Fremdsprache von großer Bedeutung ist.
Das Spiel hat ein besonderes Potential, da Teilnehmenden mit unterschiedlichen Sprachniveaus zusammenspielen können.

mehrsprachig

Mehrsprachigkeit
Der dritte Teil des Spiels kann auch in Gruppen eingesetzt werden, in denen die Spielenden keine Sprachkenntnisse haben, denn der Vortrag des Experten/ der Expertin kann auch in der Erstsprache der Spielenden übersetzt werden.

Bezüge Film- und Theaterpädagogik

Schauspiel

Aufwärmen und Motivation
Emotionen
Improvisation

Aufwärmen und Motivation:
Der spielerische Umgang mit Lauten und Silben ermöglicht einen guten Einstieg in die Verwendung von Sprache im Allgemeinen und hilft zusätzlich dabei, Hemmungen abzubauen.

Emotionen:
Da die Sprache, die die Spielenden erfinden, keinen Regeln folgt und somit nicht direkt verstanden werden kann, ist es besonders wichtig, Aussagen durch den Einsatz von Emotionen zu stützen.

Improvisation:
Die Spielenden improvisieren nicht einfach Handlungen, sondern schaffen mit einer vollkommen anderen Sprache eine neue Welt, in der sie agieren. Dies führt das improvisierte Spiel auf die sprachliche Ebene und löst die Spielenden von Sprachnormen und -regeln.

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