Figurenentwicklung durch Rolleninterviews
- Posted by Björn Maurer
- On 19. Januar 2016
Mit knackigen Fragen zur Bühnenfigur
von Michael Dostler, Katharina Gmeinwieser
Zeitbudget: | 10 – 45 Minuten |
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Schwerpunkte: | Film UND Theater |
Sprachkenntnisse: | Fortgeschritten |
Mehrsprachig: | Nein |
Gruppengröße: | Ab 5 Personen |
Lernziele
- Vertiefung des Rollenverständnisses
- Weiterentwicklung der Rollenbiografie
- Handeln und Sprechen in der Figur
- Rollen der Spielenden kennenlernen
- erste Improvisationen
Überblick
Beim Rolleninterview werden die Figuren von einzelnen Teilnehmenden durch die anderen offen befragt. Die Befragten antworten in ihrer Rolle und vertiefen somit ihr Verständnis für die Figur. Die anderen erhalten im Gegenzug die Möglichkeit, die Figur kennenzulernen. Als sprachliche Unterstützung können Fragepronomen und vorgefertigte Fragen zu Hilfe genommen werden.
Voraussetzungen: |
Bei dieser Übung ist es von Vorteil, wenn die Teilnehmenden bereits den Ansatz einer Figur entwickelt oder als Drehbuch/Text zugeteilt bekommen haben. |
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Materialien: |
ggf. Veranschaulichung von Fragepronomen |
Dateien zum Download: |
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Vorbereitungen: |
Keine |
Ablauf
Tipp
Der schnelle Rollenwechsel kann insbesondere im → Raumlauf erprobt werden. Die Spielenden wechseln dann auf ein Signal der Spielleitung, wie z.B. Schnipsen, von ihrer neutralen Person in die Figur und wieder zurück. Je häufiger diese Übung wiederholt wird, desto leichter fällt es den Spieler/innen ihre Figur zu wechseln.
Die Großgruppe teilt sich in Kleingruppen von ca. 5-7 Personen. Sie können sich in einem kleinen Kreis aufstellen oder setzen. In dieser Zusammenstellung werden nun die Rolleninterviews durchgeführt.
Hierzu stellt sich eine Person aus dem Kreis in die Mitte und wechselt ins Figurenspiel über. Dies tut sie durch die Veränderung der Körperhaltung, der Mimik und der Gestik. Für unerfahrenere Spieler und Spielerinnen stellt der schnelle Wechsel in die Gefühlswelt der Figur bzw. ihrer Rolle eine Herausforderung dar. Aus diesem Grund ist es ratsam ein kurzes Ritual einzuführen, welches den schnellen Wechsel in die Rolle vereinfacht. Dabei kann es ausreichen, wenn die Person, die als nächstes interviewt wird, bewusst aufsteht, sich kurz wegdreht und im zurückdrehen zur Gruppe die Rolle einnimmt.
Die anderen Gruppenmitglieder stellen nun Fragen zu allen Lebensbereichen der Figur: “Wer bist du?”, “Wie alt bist du?”, “Was bist du von Beruf?” usw.. Dabei sind alle Fragen möglich, selbst wenn sie durch den ggf. vorgegebenen Text der Rolle nicht beantwortet werden können. Der oder die Spielende improvisiert die Antworten und verhält sich entsprechend der Figur.
Hinweis
Erweist sich das spontane Entwickeln von Fragen als schwierig, können im Vorfeld einfache Fragen entwickelt und als Hilfestellung bereitgelegt werden.
Die Fragerunde ist beendet, wenn ein Zeitlimit erreicht ist oder den umstehenden keine Fragen mehr einfallen. Das Rolleninterview endet, wenn jedes Gruppenmitglied einmal an der Reihe war und befragt wurde.
Varianten
Wenn die gesamte Gruppe bereits Rollen entwickelt hat, ist es auch möglich, dass alle Spielerinnen und Spieler in ihren Rollen agieren und Fragen stellen. So können sie die Interaktion ihrer Figur mit denen der anderen erproben und in erste Improvisationen einsteigen.
Das Spiel kann auch sehr gut als Kennenlernspiel eingesetzt werden. Hierzu müssen im Vorfeld keine Rollen entwickelt werden. Die Fragen betreffen die Personen persönlich.
Übung für das Drehen von Interviewsituationen
Der Baustein kann zudem als Übung für den Dreh von Interviewsituationen genutzt werden, was insbesondere bei dokumentarischen Projekten eine wichtige Rolle spielt. Die Simulation eines Interviews im spielerischen Rahmen, bietet viele Möglichkeiten der Reflexion, bevor es zu einer realen Interviewsituation kommt. Das gedrehte Material wird dann im Anschluss gesichtet und ausgewertet. Die Teilnehmenden haben so die Möglichkeit, Schwierigkeiten im Bereich der technischen Umsetzung sowie in der Interviewführung zu erkennen und zu reflektieren.
Zudem kann den Teilnehmenden in der Sichtung und Reflexion der Interviews der Unterschied zwischen verschiedenen Fragetypen (offen/geschlossene Fragen) anschaulich erschlossen werden.
Einblicke in die Praxis
Bezüge zur Sprachförderung
Kompetenzfelder
Hörverständnis: Das Rolleninterview wird von den Spielenden durchgeführt. Die Fragen werden mündlich gestellt und müssen dann von der Figur im Spiel aufgegriffen und beantwortet werden.
Grammatik: Schwerpunkt der Rolleninterviews sind die Fragen zur Person und die Antworten darauf. Die Teilnehmenden verinnerlichen den Gebrauch von Fragepronomen und die Verbstellung im Fragesatz (Verb-Zweitstellung mit Fragepronomen im Gegensatz zur Verb-Erststellung ohne Fragepronomen). Zudem kann hier noch die Intonation im Fragesatz im Deutschen thematisiert und mit Fragesätzen in anderen Sprachen verglichen werden. Die Teilnehmenden können sich bei schwierigeren Fragen immer an der entsprechenden Formulierung der Fragenden orientieren und können so ihr Satzverständnis ausbauen.
Sprachroutinen: Nachdem mehrere Figuren befragt wurden, entwickeln sich Fragemuster bei den Teilnehmenden. Bestimmte Fragen werden zuerst gestellt, um einen innerlichen Steckbrief der Person erstellen zu können. Wie heißt du? Wie alt bist du? Was arbeitest du? Erst danach werden wieder individuellere (Nach-)Fragen, je nach Interesse an der Figur formuliert.
Sprechfertigkeiten: Die Teilnehmenden üben sich im Formulieren und Beantworten von Fragen. Losgelöst von Vorgaben können sie Fragestellungen wählen, die ihnen vertraut sind, und sich darin üben, Antworten aufzugreifen, um Nachfragen stellen zu können.
Bezüge Film- und Theaterpädagogik
Dramaturgie
Ideenfindung: Die Ideenfindung und Weiterentwicklung der Figur werden unterstützt durch die Fragestellungen der ganzen Gruppe. Kreative Fragen tragen dazu bei, neue Ansätze der Figuren kennenzulernen und zu definieren.
Schauspiel
Improvisation: Bei der Figurentwicklung durch Rolleninterviews gelten klare Improvisationsregeln. Die Teilnehmenden überlegen sich (spontan) Fragen, die die Person in der Mitte beantworten muss. Hierbei darf nur in der Figur agiertund geantwortet werden. Die Figur wird somit durch improvisierte Fragen und Antworten vertieft.
Kennenlernen: In einem gewissen Sinn dienen Rolleninterviews auch dem Kennenlernen. Vordergründig dienen sie dem Kennenlernen der Figur, die entwickelt wurde, und deren Eigenschaften. Doch auch die Spielerinnen und Spieler können einiges über das Spielverhalten untereinander erfahren. Dies ist hilfreich für das Spielen und Improvisieren auf der Bühne.
Rollenentwicklung: Rolleninterviews verfolgen das Ziel, bereits (in Ansätzen) bestehende Figuren weiterzuentwickeln und das Verständnis für sie zu vertiefen. Beim Rolleninterview geschieht dies durch die Fragen der anderen. Die Person, die gerade befragt wird, muss die Figur dann spontan weiterentwickeln, um auf die entsprechenden Fragen antworten zu können.
Status: Der Status spielt bei der Figurenentwicklung eine bedeutende Rolle, da hierdurch der Umgang mit anderen bestimmt wird. Im Umgang mit den Fragenden und den Fragen selbst konstatiert sich der Status der Figur, aber auch Aussagen und Antworten können den Status der Figur näher definieren.
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