Figuren aus dem Nichts
- Posted by Björn Maurer
- On 28. Januar 2016
Figurenentwickeln durch den Raumlauf
von Katharina Gmeinwieser, Mirona Stanescu
Zeitbudget: | 10 – 45 Minuten |
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Schwerpunkte: | Film UND Theater |
Sprachkenntnisse: | Fortgeschritten |
Mehrsprachig: | Nein |
Gruppengröße: | 7 bis 20 Personen |
Lernziele
- mit dem ganzen Körper in eine fiktive Person einfühlen
- Körperhaltung, Bewegungsart etc. entwickeln
- Figur entwickeln, mit der u.U. sogar weitergespielt werden kann
Überblick
Während die Gruppe für sich durch den Raum läuft, werden Impulse für die Körperwahrnehmung gegeben. Hieraus entwickelt sich eine konkrete Figur, welche anhand von charakterbezogenen Fragen weiter ausdifferenziert wird.
Vorausgehende Übungen
Voraussetzungen: |
Keine |
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Materialien: |
ggf. ruhige Musik und Abspielgerät, ggf. Plakat zur Veranschaulichung der Begriffe, ggf. Steckbrief |
Dateien zum Download: |
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Vorbereitungen: |
Keine |
Ablauf
1. Schritt: Sich ziehen lassen
Nachdem die grundlegenden Begriffe des Raumlaufs eingeführt wurden, wird der Schwerpunkt auf den Körper gelegt. Die Teilnehmenden laufen normal im Raum. Die Spielleitung gibt Bewegungsimpulse: „Jetzt bewegt ihr euch so, als würdet ihr an der Nasenspitze gezogen“. Die Teilnehmer/innen bekommen Zeit, die unterschiedlichen Möglichkeiten dieser Vorgabe auszuprobieren. Anschließend können weitere Körperteile an imaginären Fäden gezogen werden. Wichtig ist dabei, allen ausreichend Zeit zur Verfügung zu stellen, die Vorgaben umzusetzen.
2. Schritt: Von der Bewegung zur Figur
Wenn möglichst unterschiedliche Körperhaltungen und Bewegungsarten ausprobiert wurden, bekommt die Gruppe Zeit, eine oder mehrere davon zu wiederholen. Hierbei werden Impulse in Bezug auf die Figur gegeben: „Wer könnte sich so bewegen?“, „Welche Eigenschaften könnte so ein Mensch haben?“. Die Spieler/innen agieren immer klarer in einer Figur. Es gelten weiter die Vorgaben des Raumlaufs, welche zwischendrin eingebaut werden können. So bewegen sich die Figuren beispielsweise schneller, langsamer, bleiben stehen oder frieren ein etc.. Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Figurenentwicklung ist die Entscheidung über den Status. Die Teilnehmer/innen sollen unterschiedliche Stufen für ihre Figur ausprobieren. Dabei können sie auch die anderen in der Gruppe wahrnehmen und entsprechend reagieren. Sie bleiben jedoch noch verstärkt bei sich. Sobald die unterschiedlichen Vorgaben ausgeführt wurden, entscheiden sich die Teilnehmenden für eine Figur, die ihre eigene Bewegungsart, Körperhaltung, ihren Status und ihre Geschwindigkeit besitzt.
3. Schritt: Die Figur erhält ihre Geschichte
Die Gruppe bewegt sich weiterhin für sich im Raumlauf. Nun können Emotionen eingebaut werden: “Wie verhält sich die Person, wenn sie traurig/fröhlich/ängstlich/überrascht ist?”. Anschließend werden biographische Impulse gegeben: „Wie alt bist du?“, „Wie heißt du?“, “Was bist du von Beruf?”.
Die Spielenden dürfen dann die Figuren der anderen klar wahrnehmen und zunächst begrüßen. Es können weitere Aufgaben an die Gruppe gestellt werden: “Ihr habt es besonders eilig.”. Am Ende dieser Phase, die individuell variiert und verlängert/verkürzt oder erweitert werden kann, sollte jeder und jede eine klare Figur vor Augen haben.
Tipp
Damit die Kinder und Jugendlichen mehr über die Figuren der anderen erfahren, bietet sich an dieser Stelle ein → Rolleninterview an. Es können aber auch freiere Improvisationen folgen.
4. Schritt: Der Steckbrief
Um die Figur für weitere Übungen festzuhalten und das Entwickelte zu vertiefen, kann nun ein Steckbrief ausgeteilt werden. Durch das Aufschreiben müssen die Spielenden klare Entscheidungen über ihre Figur treffen. Dies sollte zunächst in Einzelarbeit durchgeführt werden, nach einer gewissen Zeit dürfen sich die Teilnehmer/innen in Tandems oder Kleingruppen über ihre Figuren austauschen und sich gegenseitig Hilfestellung auf sprachlicher wie auch auf kreativer Ebene geben. Im Anschluss daran kann ein gemeinsamer Austausch über die Erfahrungen stattfinden.
Varianten
Die Bewegungsart des Gezogenwerdens kann auch durch Gewichte ersetzt werden: „Stellt euch vor ihr habt ein Gewicht im linken Knie, das euch nach unten zieht!“.
Eine weitere Methode ist, den Körperteilen Eigenschaften zuzuteilen: „Eure Füße sind jetzt ganz neugierig!“. Die Spielenden setzen die Vorgaben nach ihren Vorstellungen und für sich um.
Wenn eine feste Textvorlage besteht und die Rollen bereits klar verteilt sind, kann die Spielleitung auch den Impuls geben, dass die Spielenden in der Bewegung einen Schlüsselsatz ihrer Figuren vor sich her sprechen. Dieser Satz kann durch weitere Impulse gesteuert werden. So können die Spielenden lauter/leiser sprechen oder Emotionen in die Formulierungen einfließen lassen.
Bilder
Bezüge zur Sprachförderung
Kompetenzfelder
Hörverständnis: Die Impulse der Spielleitung werden mündlich gegeben und wenig veranschaulicht, da sich die Teilnehmer/innen der Raumlaufs auf sich konzentrieren sollen. Sie müssen sich bei dieser Übung also auf ihr Hörverständnis verlassen. Die Impulse der Spielleitung beziehen sich zunächst auf den Körper, anschließend aber auch auf essentielle Charaktereigenschaften und Alltagssituationen.
Schreiben: Nachdem die Figuren entwickelt wurden, werden die Spieler/innen dazu aufgefordert, die wichtigsten Wesensmerkmale ihrer Figur in einem Steckbrief schriftlich festzuhalten. Hilfreich ist diese Methode insbesondere, wenn mit der Figur zu einem späteren Zeitpunkt weitergespielt werden soll.
Sprechfertigkeit: Die Spielenden sprechen zunächst noch wenig in der Figur. Das Ausarbeiten der Figur in Tandems oder Kleingruppen fordert dann ihre Argumentationsfähigkeit und ihren sprachlichen Ausdruck, wenn sie ihre Vorschläge und Bedenken mitteilen möchten.
Bezüge Film- und Theaterpädagogik
Schauspiel
Aufwärmen und Motivation: Die Entwicklung einer Figur durch den Raumlauf kann auch als Aufwärmübung dienen. Sie geht dann weiteren Figurenimprovisationen in der theaterpädagogischen EInheit voraus.
Improvisation: Die Spielenden entwickeln ihre Figuren anhand von Improvisationen. Diese werden durch Impulse der Spielleitung angeregt.
Rollenentwicklung: Der Raumlauf bildet eine einfache Methode, ohne Vorlagen eine Figur zu entwickeln und soweit zu vertiefen, dass damit weitergespielt werden kann - bis hin zur Aufführung.
Status: Zur Entwicklung einer Figur gehört die Entscheidung über den Status, den die Figur innehaben soll. Dieser wird anhand von Improvisationen im Raumlauf ausgetestet und gefestigt.
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