Der Raumlauf
- Posted by Björn Maurer
- On 19. Januar 2016
Ankommen im Raum und Ruhe finden zum Spiel
von Katharina Gmeinwieser
Zeitbudget: | 10 – 45 Minuten |
---|---|
Schwerpunkte: | NUR Theater |
Sprachkenntnisse: | Keine |
Mehrsprachig: | Nein |
Gruppengröße: | Ab 7 Personen |
Lernziele
- Ankommen im Raum
- Selbstwahrnehmung
- Wahrnehmung der Gruppe
- weiterführende Ziele, wie beispielsweise die Hinführung zu Themen oder Figurenentwicklung
Überblick
Bei einem Raumlauf gehen die Teilnehmenden gleichmäßig verteilt auf einem begrenzten Raum. Die Spielleitung gibt dabei Impulse, um die Konzentration der Spieler/innen auf unterschiedliche Aspekte zu lenken und somit den Körper und die Aufmerksamkeit auf das gemeinsame Spiel im Anschluss vorzubereiten. Die Impulse beziehen sich dabei beispielsweise auf den eigenen Körper, den Blick, die Geschwindigkeit oder die Art der Fortbewegung.
Voraussetzungen: |
Keine |
---|---|
Materialien: |
ggf. ruhige Musik und Abspielgerät, ggf. Plakat zur Veranschaulichung der Begriffe |
Dateien zum Download: |
|
Vorbereitungen: |
Keine |
Ablauf
Hinweis
Die Impulse im Raumlauf können von Spielleitung zu Spielleitung variieren. Wichtig ist dabei, konsequent ein Signal einem Begriff zuzuordnen und diese nicht zu mischen. Ist der Raumlauf einmal mit seinen verschiedenen Begriffen eingeführt, kann er zu einem festen Eröffnungsritual theaterpädagogischer Einheiten ausgebaut werden.
1. Schritt: Gehen
Der Raumlauf sollte immer auf einem begrenzten Gebiet durchgeführt werden. Dieses sollte dem Bewegungsraum der Gruppen angepasst sein. Die Teilnehmenden werden dazu aufgefordert in diesem Raum zu gehen. Hierbei kann Musik gespielt werden, was aber nicht zwingend notwendig ist. Die Spielleitung achtet darauf, dass alle jeweils für sich in einem neutralen Tempo gehen. Außerdem sollte sich die Gruppe nicht im Kreis sondern kreuz und quer bewegen, ohne sich dabei gegenseitig anzustoßen.
2. Schritt: Körperwahrnehmung
Nachdem die Gruppe einige Zeit gegangen ist, gibt die Spielleitung Impulse. Diese beziehen sich zunächst auf die Körperwahrnehmung. So wird die Konzentration beispielsweise auf das Abrollen der Füße, in die Fingerspitzen oder die Schultern gelenkt. An dieser Stelle ist es auch möglich, einzelne Körperpartien zu lockern und während des Laufens auszuschütteln. Beginnend bei den Füßen, über die Knie, weiter bis zur Hüfte und dem Rumpf etc. Währenddessen geht die Gruppe unentwegt weiter kreuz und quer durch den Raum.
3. Schritt: Die Eisscholle
Nachdem alle nun mit dem ganzen Körper im Raumlauf angekommen sind, können sie beginnen, die anderen in der Gruppe wahrzunehmen. Wichtig ist dabei weiterhin, niemand anderen anzustoßen und neutral für sich allein zu gehen. Der Raum soll dabei so ausgefüllt werden, dass alle Personen zu jeder Zeit möglichst gleichmäßig verteilt sind. Zur Veranschaulichung kann das Bild einer Eisscholle eingeführt werden, welche ins Schwanken gerät, sobald das Gewicht darauf zu einseitig verteilt wird. Jeden neuen Impuls, den die Spielleitung an die Gruppe gibt, muss diese einige Zeit ausprobieren, bevor ein neuer Aspekt eingeführt werden kann. Zur besseren Veranschaulichung der Begriffe und Impulse kann eine Eisscholle (s. angefügtes PDF) auf ein Plakat gemalt werden, auf der alle neuen Begriffe aufgeschrieben oder aufgeklebt werden.
Tipp
Die Spielleitung kann auch beschließen, dass sich die Gruppe rückwärts bewegen soll und die Temposkala im Minusbereich ausweiten. So geht die Gruppe bei dem Kommando “-1” langsam rückwärts, bei “-3” in normaler Geschwindigkeit und bei “-5” in zügiger Geschwindigkeit.
4. Schritt: Tempo
Um das Tempo der Gehenden zu variieren, müssen diese die Konzentration zunächst auf ihren Blick richten. Dieser sollte nicht wahllos, sondern fokussiert sein. Im Augenwinkel sollte jedoch immer der gesamte Raum im Blick bleiben, um das Prinzip der Eisscholle verfolgen zu können und den Rest der Gruppe wahrzunehmen. Sobald diese Übung gut umgesetzt wird, können verschiedene Geschwindigkeiten auf einer Skala von 1-5 eingeführt werden, wobei 1 am langsamsten, 3 die normale Schrittgeschwindigkeit und 5 die Maximalgeschwindigkeit ist. Insbesondere auf Stufe 5 muss darauf geachtet werden, dass sich die Spieler/innen nicht gegenseitig anstoßen. Die Begriffe werden durch die Spielleitung in unterschiedlichen Abständen angesagt und die Gruppe muss darauf entsprechend reagieren. Für die Einführung weiterer Begriffe ist es ratsam, in normaler Schrittgeschwindigkeit (3) zu gehen.
5. Schritt: Freeze
Nun kann das Freeze eingeführt werden. Durch einmaliges Klatschen der Spielleitung oder Ausschalten der Musik ‚frieren‘ die Gehenden auf der Stelle in ihrer Bewegung ein. Auf ein weiteres Klatschsignal hin, gehen sie weiter. Nach mehrfachem Ausprobieren können weitere Begriffe, wie z.B. Springen auf zweimaliges Klatschen eingeführt werden.
Varianten
Der Raumlauf bietet viele Variationsmöglichkeiten, die sich flexibel einsetzen lassen und sich auf weitere Inhalte beziehen können. Im Folgenden soll eine kleine Auswahl interessanter Variationen angeführt werden:
→ Raumlauf als Gruppenwahrnehmung
→ Raumlauf zur Figurenentwicklung
Ebenso können verschiedene Statusabstufungen in den Raumlauf eingebunden werden. Dies dient der Vertiefung des Statusbegriffs und kann zur Rollenentwicklung eingesetzt werden.
Einblicke in die Praxis
Bezüge zur Sprachförderung
Kompetenzfelder
Hörverständnis und Wortschatz: Die Teilnehmenden verlassen sich beim Raumlauf auf ihr Gehör. Während sie laufen, werden Impulse gegeben, die umgesetzt werden sollen. Ist ein Begriff noch nicht bekannt, so trägt die körperliche Umsetzung des Impulses von allen Personen in der Gruppe zum Verständnis bei.
Sprachroutinen: Die Begriffe, die beim Raumlauf verwendet werden sind nicht sehr zahlreich und wiederholen sich stets. Die Teilnehmenden können sich von Mal zu Mal stärker darauf einlassen und unter Umständen selbst die Führung eines Raumlaufs übernehmen.
Bezüge Film- und Theaterpädagogik
Schauspiel
Aufwärmen und Motivation: Der Raumlauf eignet sich sehr gut als Einstiegsspiel, da die Gruppe im Raum ankommen kann und sich die Teilnehmenden ganz auf sich konzentrieren können. Die flexiblen Einsatz- und Fortführungsmöglichkeiten des Raumlaufs bieten zudem einen leichten thematischen Einstieg.
Emotionen: Der Raumlauf kann den Ausdruck von Emotionen auf unterschiedliche Weise aufgreifen. So können Emotionen in die Stimme gelegt oder mit dem ganzen Körper umgesetzt werden.
Rollenentwicklung: Der Raumlauf bietet eine gute Möglichkeit zur Figurenentwicklung ohne Vorlage. Allein über körperliche Eigenschaften und Bewegung kann so eine Figur entwickelt werden, die in späteren Improvisationen vertieft wird und bis zur Bühnenfigur reifen kann → Raumlauf zur Figurenentwicklung.
Status: Auch der Status kann in den Raumlauf miteinfließen und spielt insbesondere in der Begegnung der Teilnehmenden und in der Figurenentwicklung eine bedeutende Rolle.
Vertrauen und Kooperation: Bei der Durchführung eines Raumlaufs spielt auch Vertrauen eine große Rolle. Die Teilnehmenden nehmen sich selbst, die anderen und die Gruppe wahr und kommen an. Alle begegnen sich auf einer gleichen Basis. Zudem können gezielt vertrauensfördernde Maßnahmen eingebaut werden → Raumlauf zur Gruppenwahrnehmung.
0 Comments