Der magische Ort
- Posted by Björn Maurer
- On 20. Januar 2016
Vom Schauplatz zur Geschichte
von Michael Dostler, Katharina Gmeinwieser
Zeitbudget: | 10 – 45 Minuten |
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Schwerpunkte: | Film UND Theater |
Sprachkenntnisse: | Fortgeschritten |
Mehrsprachig: | Nein |
Gruppengröße: | Ab 2 Personen |
Lernziele
- Drehort aufsuchen und analysieren
- freies Assoziieren und Interpretieren
- Ideenfindung und Geschichtenentwicklung
Überblick
Die Teilnehmenden finden sich an dem Ort zusammen, der Dreh- oder Aufführungsort werden soll. Hier nehmen sie sich in Kleingruppen Zeit zum Entdecken und stellen Überlegungen über den Ort an. Diese werden anschließend schriftlich festgehalten oder in kleinen Szenen improvisiert. Der Fokus kann auch auf Details gelenkt werden. Die Ideen der Teilnehmenden werden anschließend zusammengetragen und es wird gemeinsam überlegt, welche Ansätze weiterverfolgt werden. Aus diesen Überlegungen kann anschließend eine Geschichte entwickelt werden, die die Grundlage für ein Drehbuch darstellt.
Voraussetzungen: |
Keine |
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Materialien: |
Keine |
Vorbereitungen: |
Keine |
Ablauf
Tipp
Als Vorübung zur Geschichtenentwicklung am Schauplatz eignen sich alle Arten von Assoziationsspielen, um die Gedanken zu öffnen und von gewohnten Denkmustern abzuweichen.
Die Gruppe geht gemeinsam, in Kleingruppen oder einzeln den Ort ab und untersucht jeden Fleck. Nach einer gewissen Zeit gibt die Spielleitung das Signal, dass sich die Teilnehmer/innen einen Platz, einen Gegenstand oder ein Detail aussuchen sollen, das ihnen besonders gut gefällt.
An diesem Ort lassen sich die Teilnehmenden dann, wieder allein oder in Kleingruppen, nieder und überlegen sich eine kurze Geschichte dazu. Dabei können sie sich folgende Fragen stellen: “Was könnte hier passiert sein?”, “Was hat dieser Baum/ dieser Stein/ diese Schraube/dieser Stuhl gesehen (was kein anderer gesehen hat)?”, “Wozu wurde dieser Gegenstand benutzt?” etc.. Anschließend werden die Ideen notiert und überlegt, wie diese den anderen präsentiert werden können.
Sobald alle Kleingruppen und Einzelpersonen ihre Ideen festgehalten haben, beginnt die Gschichten-Vernissage. Hierbei treffen sich alle wieder am Ausgangsort und besuchen nacheinander die ausgewählten Orte. Dort stellen die jeweiligen Personen ihre Geschichte vor. Die Präsentationsform steht ihnen dabei frei. Sie können ihre Geschichte vorlesen, ein Gedicht vortragen sowie ein Bild oder einen Comic zum Thema vorstellen. Es ist auch möglich die Geschichte als kleine Szene vorzuspielen. Nach jeder Präsentation sollte Applaus gegeben werden.
Die Gruppe sollte sich nun sammeln und gemeinsam reflektieren, welche Ansätze aus der Vernissage sich als Grundlage für ein Theaterstück oder für ein Drehbuch eignen könnten. Dabei können auch mehrere Ideen zu einer schlüssigen Geschichte zusammengesetzt und erweitert werden. Sobald sich die Gruppe auf einen zentralen Handlungsstrang geeinigt hat, kann das Drehbuchschreiben beginnen.
Varianten
Der Drehort kann auch in Form eines → Raumlaufs begangen und kennengelernt werden. Der Vorteil wäre, dass die Teilnehmenden die Begriffe des Raumlaufs bereits kennengelernt haben und sich hierdurch vollkommen auf den Ort konzentrieren, während sie bei einer freien Begehung abgelenkt werden könnten. Hierbei gibt die Spielleitung Impulse: “Schaut euch um. Was fällt euch besonders auf (unter euren Füßen, an den Wänden, Möbel)?”.
Sind bereits Figuren entwickelt worden, können die Teilnehmenden auch in ihren Rollen den Ort begehen und so Schauplätze für das gemeinsame Spiel entdecken.
Die Spielleitung gibt dabei Impulse zur Wahrnehmung des Raums, zu dessen Wirkung auf die Teilnehmenden sowie auf bestimmte Details im Raum.
Einblicke in die Praxis
Bezüge zur Sprachförderung
Kompetenzfelder
Schreiben: »Vom Ort zur Story« bietet dank des offenen Aufbaus einen optionalen Schreibanlass. Teilnehmende, die sich in der Schriftsprache und dem anschließenden Vorlesen wohler fühlen, können ihre Idee in freier Form verschriftlichen. Denkbar sind hierbei Prosatexte sowie Gedichte, Briefe oder Tagebucheinträge, die die Geschichte veranschaulichen.
Sprechfertigkeit: Die Arbeit in Kleingruppen setzt sprachliche Aushandlungsprozesse voraus. Von der Ideenentwicklung zur Geschichte bis hin zur Darstellungsform müssen Ansätze vorgestellt und im Gespräch entwickelt werden.
Wortschatz: Durch die Begehung des Drehortes kann der Wortschatz, der in der Umgebung oder Story vorkommt, erfahrbar gemacht werden.
Bezüge Film- und Theaterpädagogik
Dramaturgie
Geschichtenentwicklung: Die Übung dient dazu, ausgehend vom Ort eine dreh- oder spielbare Geschichte zu entwickeln.
Ideenfindung: Die Begehung des Ortes dient der Inspiration und fördert die Überlegungen zu möglichen Geschehnissen, die sich dort abspielen könnten. Die freie Präsentation eröffnet weitere Impulse der Ideenfindung bezüglich möglicher Darstellungsformen.
Schauspiel
Improvisation: Die Teilnehmenden entwickeln spontan Ideen zu einer Geschichte. Hierbei stellen sie Assoziationen zum Ort her. Die Entwicklung der Geschichte kann auf spielerischen Ansätzen und Improvisationen beruhen.
Requisiten: In dieser Übung können auch Requisiten als Impulsgeber fungieren. Ein Stein, ein Tisch oder ein Bilderrahmen können wesentlich zum Inhalt der entwickelten Geschichte beitragen.
Rollenentwicklung: Ein Ort kann immer auch Rückschlüsse auf eine Figur ermöglichen, die dort lebt oder sich dort häufig aufhält. Der Ort als Impulsgeber für die (Weiter-) Entwicklung einer Figur kann bedeutende neue Aspekte hervorbringen. Wird der Ort von den Teilnehmenden bereits als Figur aufgesucht, wird diese in der Konfrontation mit der Umgebung gestärkt.
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