König und Diener
- Posted by Björn Maurer
- On 27. Januar 2016
Spiele, die zeigen, wer stärker ist
von Katharina Gmeinwieser, Mirona Stanescu
Zeitbudget: | 10 – 45 Minuten |
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Schwerpunkte: | NUR Theater |
Sprachkenntnisse: | Grundkenntnisse |
Mehrsprachig: | Ja |
Gruppengröße: | 4 bis 10 Personen |
Lernziele
- Begriff 'Status' im Praxiskontext erfahren
- Unterschiedliche Statusstufen selbst einnehmen lernen
Überblick
In diesem Spiel geht es darum, dass der tiefstehende Diener dem nächsten in der Reihe von höherstehenden Dienern eine schlechte Nachricht überbringen muss. Die höherstehende Person darf die niedrigere dann mit einem aufgeblasenen Luftballon auf den Kopf hauen und schimpfen. Der höchste Diener muss die schlechte Nachricht dann dem König übermitteln und bekommt ebenfalls Ärger von diesem.
Vorausgehende Übungen
- → status
Voraussetzungen: |
Es ist sinnvoll, im Rahmen dieses Spiels den Status-Begriff einzuführen. Die Erläuterung kann jedoch auch auf diesem Spiel aufbauen. |
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Materialien: |
3-4 aufgeblasene Luftballons |
Vorbereitungen: |
Keine |
Ablauf
Tipp
Amüsant wird es, wenn es sich um ein sehr banales Problem handelt: „Das Pferd des Königs ist krank!”
Zunächst werden vier bis fünf Spieler bestimmt, die sich in einer Reihe aufstellen. Der Rest der Gruppe schaut zu. Nun gilt es, die Reihenfolge festzulegen. Das kann ganz pragmatisch von links nach rechts (König – Diener – Diener – Diener etc.) geschehen oder man entscheidet über eine Aufstellungsordnung (nach der Größe, nach dem Alter etc.), wobei die Einheit mit dem scheinbar geringsten Wert (kleinste/jüngste Person) den König darstellen sollte.
Bis auf den letzten Diener in der Reihe bekommen alle Spielenden einen aufgeblasenen Luftballon in die Hand. Anschließend entscheidet die Gruppe über ein (Haushalts-)Problem im Schloss oder im Regierungsbereich.
Tipp
Hilfreich kann hier eine Sammlung von Ausdrücken sein, die von beiden Seiten verwendet werden können und über “das ist nur deine Schuld” hinausgehen. So können auch zu drastische Beleidigungen unterbunden werden.
Der niedrigste Diener (ohne Luftballon) beginnt nun, möglichst sorgenvoll und unter schlechtem Gewissen, diese Nachricht dem nächsthöheren Diener zu vermitteln. Der höherstehende Diener schimpft “Das ist nur deine Schuld!” und haut dem niedrigerstehenden Diener mit dem Luftballon auf den Kopf. Je nach Sprechniveau kann hier auch ein kurzer Dialog improvisiert werden. Je nach Betonung reicht aber bereits ein drohenden „Du!“. Der schimpfende Diener dreht sich anschließend zum nächsten Diener in der Reihe um und muss diesem unterwürfig die Nachricht übermitteln. So geht es fort bis zum König.
Anschließend reflektieren die Zuschauenden und die Spieler/innen, wie sie sich beim Beobachten und in welcher Position gefühlt haben. Abschließend kann noch einmal auf die Besonderheiten eines jeden Statusniveaus eingegangen werden. Nun kann die König-Diener-Reihenfolge gewechselt oder ganz getauscht werden.
Varianten
Hinweis
Bei Theaterimprovisationen wird das dynamische Spiel mit dem Status, als besonders überraschend und unterhaltend wahrgenommen. Ein Wechsel des hohen und des tiefen Status oder eine untypische Statusverteilung (das Kind steht höher als der Vater, der Diener bestimmt über den König) wirken besonders interessant.
Die Kinder und Jugendlichen können die Nachricht auch jeweils in ihrer Muttersprache aufnehmen und weitergeben. Hierbei sind dann besonders die Körperhaltung, die Mimik und der sprachliche Ausdruck von Bedeutung, da unter Umständen nicht alle in der Gruppe diese Sprache verstehen.
Variante für sprachlich erfahrenere Spieler/innen
Sprachlich erfahrenere Spieler/innen können nun eine kleine Szene improvisieren. Der König stellt dann, sobald ihn die schlechte Nachricht erreicht hat, eine Rückfrage zu diesem Problem, welche an den Diener, der am niedrigsten gestellt ist, weitergeleitet wird. Dieser darf dem nächsthöheren Diener nun den Ballon aus der Hand nehmen und mit seiner Antwort einen höheren Status zeigen. Der König ist nun die Person mit dem niedrigsten Statusniveau.
Bilder
Einblicke in die Praxis
Bezüge zur Sprachförderung
Kompetenzfelder
Hörverständnis: Die Teilnehmenden folgen den Anweisungen der Spielleitung und reagieren dann auf die, häufig verbalen Spielimpolse ihrer Mitspieler/innen.
Sprechfertigkeit: Bei dieser Übung geht es darum, einen Vorwurf entgegenzunehmen und diesen wiederum einer anderen Person entgegenzubringen. Die Spielenden üben sich also im Aufnehmen sprachlicher Impulse und in der Umsetzung dieser Impulse in eigene Belange.
Wortschatz: Einigt sich die Gruppe, auf eine Liste von Wörtern für die Beschimpfung der Diener, kann dies durchaus zur Erweiterung des Wortschatzes beitragen. Gleichzeitig erfahren die Teilnehmenden, welche Schimpfwörter und Bezeichnungen im Alltagsgebrauch eher anerkannt und welche stark beleidigend sind und deshalb nicht auf die Liste aufgenommen werden.
mehrsprachig
Es ist auch möglich, dass die Teilnehmenden die Vorwürfe in ihrer Erstsprache zum Ausdruck bringen. Somit können sie sich ganz auf die Verkörperung ihres Status' konzentrieren. Für die Beobachtenden sind hierbei dann die Körpersprache und der mimische Ausdruck besonders spannend.
Bezüge Film- und Theaterpädagogik
Schauspiel
Emotionen: Die Emotionen, mit denen die Spielenden ihre Nachricht übermitteln können gesondert analysiert und reflektiert werden. Während der oder die eine eher schüchtern und zurückhaltend ist, ist die nächste Peron wütend und aufbrausend oder einfach hochmütig. Rein intuitiv setzen die Spielenden Emotionen ein, die ihren Status unterstreichen.
Improvisation: Die Spielenden erhalten einen Spielimpuls und einige Vorgaben zum Spiel. Darüberhinaus steht ihnen die Gestaltung der Szene frei. Die Vorgaben bieten ihnen einen geschützten Rahmen, innerhalb dessen sie erste Improvisationserfahrungen sammeln können.
Status: Das König-Diener-Spiel stellt das Ausprobieren und EInfühlen in unterschiedliche Statusstufen klar in den Vordergrund.
Stimme: Da die Spielenden in ihrer Rolle eine bestimmte Nachricht übermitteln müssen, erfahren sie in dieser Übung, wie sie ihre Stimme im Einklang mit ihrem Status gebrauchen können.
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