Vom Fotoboard zum Film

Vom Fotoboard zum Film

  • Posted by Björn Maurer
  • On 21. November 2016

Visuelle und schriftliche Regieanweisungen filmisch umsetzen

von Björn Maurer
Zeitbudget: > 45 Minuten
Schwerpunkte: Film UND Theater
Sprachkenntnisse: Grundkenntnisse
Mehrsprachig: Ja
Gruppengröße: Ab 4 Personen

Lernziele

  • das Fotoboard als Planungsinstrument für die visuelle Filmgestaltung kennen lernen
  • nach einer Fotoboardvorlage eine kurze Szene filmisch umsetzen
  • schriftliche Regieanweisungen und Hinweise für die Kameraführung umsetzen
  • ein Fotoboard als Kommunikationsstütze im Prozess verwenden

Überblick

Die Teilnehmenden verfilmen eine kurze Handlung mit Hilfe eines Fotoboards. Das Fotoboard hat eine ähnliche Funktion wie ein Storyboard und beinhaltet Überlegungen zur visuellen Ausgestaltung des Films. Jedes Foto steht für eine Kameraeinstellung und schriftliche Regieanweisungen geben weitere Hinweise zur filmischen Umsetzung. Ausserdem sind die Dialogtexte als Sprechblasen im Fotoboard enthalten. Beim Dreh dient das Fotoboard als visuelle Sprachunterstützung für eine reibungslose Kommunikation am Set.

Voraussetzungen:

Kenntnisse über Einstellungsgrössen, Kameraperspektiven und Kamerabewegungen (Begriffe und Wirkungen); von Vorteil sind auch Vorerfahrungen mit dem Five-Shot-Prinzip.

Materialien:

Smartphone / Tablet mit Videobearbeitungssoftware (z. B. iMovie (iOS) oder PowerDirector (android) pro Gruppe

Vorbereitungen:

Keine

Ablauf

1. Schritt: Einführung in Storyboard und Fotoboard

Hinweis

Bei der Diskussion der Storyboards sollte auf folgende Aspekte eingegangen werden: Festlegung und Visualisierung von Bildinhalt, Einstellungsgrößen, Kamerabewegungen, Regieanweisungen, Dialoge und Handlungsinhalte der Geschichte.

Mehrere Storyboards werden ausgebreitet. Die Teilnehmenden bringen ihr Vorwissen ein und äußern Vermutungen, welche Funktionen Storyboards im Prozess der Filmproduktion haben (Visualisierung der Handlung, Planung der Auflösung in verschiedene Einstellungen, …). Anschließend fügt die pädagogische Begleitung ein Fotoboard hinzu, das aus 6 Fotos besteht. Jedes Foto steht für eine Film-Einstellung, was die pädagogische Begleitung kurz erklärt. Dabei werden auch die Vorteile des Fotoboards angesprochen (geht schneller, man muss nicht so gut zeichnen können, ….).

Hinweis

Die Fotoboard-Vorlage sollte vor Ort verfilmbar sein. Daher darf das fotografierte Setting nicht zu speziell sein. Für die Umsetzung eignet sich die Vorlage (rechts), die in einem Projekt mit Jugendlichen entstanden ist.

Das Fotoboard-Beispiel ist die Grundlage für folgenden Auftrag:

«Verfilmt die abgebildete Szene und haltet euch dabei genau an die Regieanweisungen und an die Dialogtexte. Verteilt folgende Aufgaben: Regie, Kamera, Darsteller 1,2 und 3.»

Die Regie erhält den Auftrag, den Prozess mit Hilfe des Fotoboards zu steuern.

2. Schritt: Filmen nach Fotoboard

Hinweis

Bei der Umsetzung stellen die Teilnehmenden fest, dass die visuelle Struktur des Fotoboards die Kommunikation untereinander erleichtert. Wenn Vokabeln fehlen, können Anweisungen durch Zeigegesten auf die entsprechenden Fotos unterstützt werden.

Die Teilnehmenden bilden Kleingruppen und suchen sich einen Drehort, der der Fotoboardvorlage ähnlich ist. Dort versuchen die das Fotoboard möglichst exakt filmisch umzusetzen, indem sie für jedes Foto eine Kameraeinstellung drehen und sich an die schriftlichen Anweisungen halten.

fotoboard-beispiel
Dieses Fotoboard ist im Rahmen des Projekts «Film – Sprache – Begegnung» von Jugendlichen produziert worden. Die Videosequenz unten zeigt die filmische Umsetzung des Fotoboards.

3. Schritt: Reflexion der Aufnahmen

Im Plenum werden die verschiedenen Verfilmungen gesichtet. Dabei vergleichen die Lernenden die realisierten Einstellungsgrößen, Kameraperspektiven und -bewegungen mit der Fotoboard-Vorlage. Konkrete Beobachtungsaufträge bieten sich hier an. Jeder Teilnehmer achtet beispielsweise auf einen filmgestalterischen Aspekt, der auf einer Wort-Bild-Karte visualisiert ist.

Eigenproduktionen der Teilnehmenden

Bezüge zur Sprachförderung

Kompetenzfelder

Lesen
Sprechfertigkeit
Wortschatz

Sprechfertigkeit: Das Fotoboard wird als visuelles Hilfsmittel und als Kommunikationsstütze für die Verständigung zwischen Regie und Team verwendet.

Lesen: Einfache schriftliche Regieanweisungen müssen dechiffriert und umgesetzt werden.

Wortschatz: Begriffe der Filmgestaltung (Perspektive, Einstellungsgrösse, ...) werden in der Übung wiederholt und gefestigt.

mehrsprachig

Die Übung kann Mehrsprachigkeit enhalten, wenn die schriftlichen Anweisungen im Fotoboard zusätzlich in mehreren Erstsprachen formuliert sind.

Bezüge Film- und Theaterpädagogik

Schauspiel

Improvisation

Improvisation: Die Dialoge, die im Fotoboard enthalten sind, laden zu kleinen Improvisationen ein. Sie müssen nicht wortwörtlich umgesetzt werden, sondern sie dienen nur als Inspirationsvorlage für die Schauspieler/innen.

Filmgestaltung

Bildkomposition
Kamera
Montage

Bildkomposition: Im Fotoboard sind bildgestalterischen Entscheidungen bereits enthalten und müssen bei der Verfilmung nur noch umgesetzt werden. Da jede Kameraeinstellung durch ein Foto visualisiert ist, sieht man auf einen Blick, wenn Einstellungen nicht aneinanderpassen, wenn sie beispielsweise zu ähnlich sind (vgl. Continuity).

Montage: Das Fotoboard ist die Grundlage für die Montage. Das bedeutet in der Regel, dass die Struktur des Films bereits grob feststeht, bevor überhaupt gefilmt wird.

Filmproduktion

Aufgaben und Abläufe am Set

Abläufe am Set: Das Fotoboard wird als Werkzeug zur Strukturierung des Produktionsprozesses genutzt. Am Set dient das Fotoboard als visuelle Vorlage für die filmische Umsetzung. Die Regie kann damit die Kameraarbeit und Schauspielführung organisieren.

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