Suspense Spannung
- Posted by Björn Maurer
- On 22. Februar 2016
Einmal wie Hitchcock filmen
von Michael Dostler, Björn Maurer
Zeitbudget: | 10 – 45 Minuten |
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Schwerpunkte: | NUR Film |
Sprachkenntnisse: | Grundkenntnisse |
Mehrsprachig: | Nein |
Gruppengröße: | 4 bis 20 Personen |
Lernziele
- Spannung als zentrales Element der filmischen Dramaturgie kennenlernen
- das Spannungskonzept «Suspense» aktiv erproben
- Gefühl für die Identifikation des Zuschauers mit den Filmfiguren bekommen
- Gestaltungsmittel wie Perspektive, Einstellungsgröße, Kameraführung und Montage bewusst wählen, um Spannung zu erzeugen
Überblick
Die Lernenden filmen eine Szene, in der eine Person, ohne es zu bemerken, in Gefahr gerät. Die Gefahr dürfen zunächst nur die Zuschauer/innen sehen. Es gilt also, das filmische Mittel «Suspense» gezielt anzuwenden, um Spannung zu erzeugen. Im Anschluss werden die Ergebnisse der Kleingruppen untereinander, aber auch mit historischen Filmbeispielen, verglichen (u.a. Hitchcock).
Voraussetzungen: |
Vorerfahrung mit Kamera/Tablet |
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Materialien: |
Filmausschnitte zum Thema «Suspense-Spannung», je eine Kamera (oder Smartphone/Tablet) & ein Stativ pro 4er/5er-Gruppe, Beamer & Notebook zur Präsentation |
Vorbereitungen: |
Keine |
Ablauf
Schritt 1 – Arbeitsauftrag:
Ohne vorherige Einführung erhalten die Teilnehmenden den Auftrag eine Szene zu filmen, in der eine Person in Gefahr gerät. In der Ausgestaltung der Handlung bleiben die Lernenden dabei frei, lediglich für die filmische Umsetzung erhalten sie eine Auflage: Die Szene soll filmisch so erzählt werden, dass der Zuschauer die Gefahr erkennt, bevor sie der Figur selbst bewusst wird.
Schritt 2 – Produktionsphase in Kleingruppen:
In Kleingruppen von 4-5 Personen setzen die Teilnehmenden den Arbeitsauftrag eigenverantwortlich um und einigen sich im gegenseitigen Austausch sowohl auf die Handlungsdramaturgie, wie auch auf die filmische Dramaturgie. Anschließend verfilmen die Lernenden ihre kurze Szene.
Zu erwarten sind hierbei z.B. folgende Lösungsstrategien:
- Suspense-Spannung über Parallelmontage: Man sieht die Figur sorgenlos um ein Haus herumlaufen. In der nächsten Einstellung sieht man einen Dieb, der hinter einer Hausecke lauert. Man sieht wieder die sorgenlos laufende Figur, die der entsprechenden Hausecke immer näher kommt. Zwischen diesen beiden Einstellungen wird stets (und in immer häufigerer Frequenz) hin- und hergeschnitten, bis es schlussendlich zur Konfrontation kommt.
- Suspense-Spannung über Kameraführung/-perspektive: Die Szene wird in einer Einstellung mit einer bewegten Kamera gefilmt. Zunächst zeigt die Kamera z. B. die sorgenlos laufende Figur von hinten, der Zuschauer hat den Blickwinkel der Figur. Nach einer gewissen Zeit bewegt sich die Kamera um die Figur herum, sodass der Zuschauer sieht, was sich hinter der Figur abspielt. Hierdurch wird sichtbar, dass sich der Figur eine Bedrohung von hinten nähert.
- Suspense-Spannung über Erzählperspektivenwechsel: Je nachdem wie sich der Handlungsort gestaltet, lässt sich die Suspense-Spannung auch ohne spezielle filmische Gestaltungsmittel erzählen, sondern rein über den Wechsel der Erzählperspektive. Dies lässt sich leicht an der berühmten Dusch-Szene aus Hitchcocks «Psycho» (USA 1960) erläutern: Marion Crane steht unter der Dusche, sieht also aufgrund des zugezogenen Duschvorhangs nicht, welche Gefahr sich ihr nähert. Der Zuschauer hingegen wird in die Erzählperspektive von Norman Bates versetzt, der sich dem Duschvorhang langsam mit einem bedrohlichen Messer nähert.
Schritt 3 – Ergebnisreflexion und Einordnung in Spannungsdramaturgie:
Im Anschluss an die Produktionsphase betrachten die Lernenden gemeinsam die Ergebnisse der verschiedenen Kleingruppen und vergleichen zunächst die verschiedenen Lösungsstrategieren. Diese Lösungsstrategien werden schließlich mit den visuellen Gestaltungsmitteln in Verbindung gebracht. Es bietet sich in dieser Situation an, auch Beispiele der Filmhistorie zu zeigen, entweder um zu verdeutlichen, dass die Profis dieselben Strategien verwendet haben, oder um weitere Möglichkeiten aufzuzeigen. Zum Abschluss der Übung bietet es sich an, auch auf die Spannungskonzepte «Mystery» und «Surprise» einzugehen, oder aber, diese im Rahmen einer weiteren Übung erproben zu lassen.
Beispielclips
Eigenproduktionen der Teilnehmenden
Bezüge zur Sprachförderung
Kompetenzfelder
Sprechfertigkeit: Dieser Baustein regt die Teilnehmenden durch seinen Problemlösungsansatz zum intensiven sprachlichen Austausch an: Sie müssen sich sowohl auf die konkrete Gefahr der Szene einigen, als auch auf die filmdramaturgische Inszenierung, was in besonderem Maße die kommunikativen Fähigkeiten Begründen, Diskutieren, Erklären und Erzählen fordert und fördert.
Wortschatz: In dieser Übung erlernen die Beteiligten sowohl einen filmspezifischen Wortschatz des Themenfelds Spannung und Dramaturgie als auch umgangsprachlichen Wortschatz im Themenfeld Gefahr und Emotionen kennen.
Bezüge Film- und Theaterpädagogik
Dramaturgie
Plot und Spannung: Zentrales Element der Übung ist die Suspense-Spannung, die als eines der drei großen Spannungskonzepte der Filmdramaturgie neben Surprise- und Mysteriespannung gilt. Die Lernenden setzen sich sowohl dramaturgisch als auch filmgestalterisch mit dem Erzählelement Spannung auseinander. Die Spannung gilt darüber hinaus als zentrales Element für das übergreifende Dramaturgieelement Plot, was somit ebenfalls erlernt wird.
Schauspiel
Emotionen: Für die theaterpädagogische Arbeit bietet es sich im Rahmen dieses Bausteins an, einen Fokus auf die Emotionsarbeit zu legen, da diese freilich auch ihren Teil zur Dramaturgie leisten und eine Szene schlussendlich erst überzeugend machen. So wird das Emotionsfeld Gruseln, Erschrecken, Horror eingeübt.
Filmgestaltung
Kamera und Montage: Je nachdem, für welche Lösungsstrategie sich die Teilnehmenden in den Kleingruppen entscheiden, erlernen sie die verschiedenen Möglichkeiten, die die Gestaltungsmittel der Kamera (Einstellungsgröße, Kameraperspektive und -bewegung) oder der Montage (Parallelmontage, …) für Spannung und Dramaturgie bieten. Selbst wenn einzelne Gestaltungsmittel in den Strategien der Lernenden nicht zur Anwendung kommen, werden sie im Reflexionsschritt thematisiert.
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